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Funkende Leidenschaft

Lauschangriff auf den Rest der Welt

Ziethen / Lesedauer: 2 min

Riesige Antennen stehen in einem Ziethener Garten. Hat sich da etwa bei uns ein im Stillen ein Geheimdienst breit gemacht?
Veröffentlicht:25.09.2014, 08:12

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Wer mit dem Auto durch Ziethen gefahren ist, hat die riesigen Antennen am Ortsrand in Richtung Greifswald sicher schon bemerkt. Die größte ist über acht Meter hoch, zehn Meter lang und sieben Meter breit. Was sollen nun diese Monster-Antennen im beschaulichen Ziethen? Hat sie ein Fernsehsender oder gar ein Geheimdienst aufgestellt?

Die Wahrheit ist unspektakulär. Ein harmloser Funkamateur hat die aus Draht und Seilen gespannten Empfangsanlagen im Alleingang aufgestellt. Der Mann heißt Josef Schäfer (55), Vorruheständler, doch ein echter Fachmann. „Die große Antenne ist für den mittleren und oberen Kurzwellenbereich“, erklärt er. In gewisser Weise ähnelt das Monstrum einem unbespannten Kastendrachen. Doch damit allein gibt sich Schäfer nicht zufrieden. Auf dem 6000-Quadratmeter-Grundstück hat er weitere Antennen aufgestellt, manche sehen aus wie aufgestellte Angelruten. Und dann gibt es noch Seilantennen, die sich etliche Meter durch die Lüfte zwischen den großen Bäumen auf dem Grundstück schlängeln. „Man kann das eigentlich auch mit einem Draht“, erklärt Schäfer. Dass er jedoch die wesentlich beeindruckendere Antennenanlage gewählt hat, dafür gibt es einen guten Grund. Von Ziethen aus will Josef Schäfer in die ganze Welt lauschen.

Seit mehr als 40 Jahren ist der gebürtige Merseburger leidenschaftlicher Funker. Damals stand die Bastelei mehr im Vordergrund. „Manchmal hat man über Jahre für ein Gerät Bauteile gesammelt“, berichtet Schäfer. Und was die Sache nicht gerade spannender machte, die Funkerei wurde von der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) stark reglementiert. „Die Motivation hat sich nun gewandelt“, erzählt Josef Schäfer. Jetzt richten die Amateurfunker Wettkämpfe aus. Dabei geht es darum, in einem bestimmten Zeitlimit Verbindungen in so viele Länder wie möglich herzustellen.  Für Schäfer ist es leichter zu sagen, wohin er noch keinen Funkkontakt hatte; „Na ja, ein paar unbewohnte Inselgruppen gibt´s da schon noch“, meint er.